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Recherchetexte

Taucha – die Parthestadt im Nordwesten Sachsens

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Taucha – familienfreundlich und wirtschaftsstark: So zeichnet sich die Stadt mit rund 16.000 Einwohnern aus. Die Kleinstadt im Landkreis Nordsachsen profitiert vor allem von ihrer verkehrsgünstigen Lage an der Autobahn A14, der B87 sowie von den Zuganbindungen der Strecke Leipzig-Cottbus. Das lebendige Vereinsleben der Stadt sowie die Vielfalt an Einzelhändlern prägen das Stadtbild.

Auf den Spuren der Stadtgeschichte

Taucha fand im Jahr 974 seine erste urkundliche Erwähnung als „urbs Cothung“ in den Chroniken von Bischof Thietmar von Merseburg. Zu der damaligen Zeit befand sich auf dem heutigen Stadtgebiet eine slawische Burganlage auf dem Schlossberg. 1170 erhielt die Stadt unter dem Namen „Tuch“ das Stadtrecht durch den Merseburger Erzbischof Wichmann von Seeburg. Dies wurde erstmals 1174 in der Stadtrechtsurkunde von Jüterborg erwähnt und durch den Bau des Schlosses und der Stadtmauern zu Beginn des 13. Jahrhunderts zum Ausdruck gebracht. 1282 kam es schließlich zur ersten Belagerung der Stadt: Dietrich von Landsberg, Markgraf zu Meißen, nahm Taucha ein und ließ das Schloss wieder abreißen.

Um 1500 erfolgte die Gründung des Klosters der Antoniter - ein christlicher Hospitalorden, der einst in Südfrankreich gegründet wurde. Die Ordensbrüder waren rund 30 Jahre in Taucha und hinterließen dort bis heute ihre Spuren. So geht neben dem Bau des Klosters der Bau des Hospitals sowie einer Badeanstalt auf sie zurück. Diese wurden von sogenannten Badern betrieben, die auch als „Ärzte für die kleinen Leute“ bekannt waren. Zeitgleich wurde zudem das erste Rathaus der Stadt erbaut. Die wahrscheinlich bedeutendsten Besitzer Tauchas waren aber die Herren von Haugwitz. Das meißnische Adelsgeschlecht war bis 1569 in Besitz des Schlosses. Danach mussten sie es an den Leipziger Rat verkaufen.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts befand sich in Taucha zudem eine sogenannte Kippermünzstätte – eine Münzstätte des Kurfürstentums Sachsen, in denen bis 1623 verschiedene Münzen geprägt wurden. Die Münzen waren jedoch nur für eine bestimmte Zeitspanne gültig.

Es folgte eine Zeit mit Pestepidemien, Bränden und Kriegen. Auch von der Völkerschlacht war Taucha nicht ausgeschlossen: So erfolgte 1813 der Durchzug Napoleons mit seiner in Russland geschlagenen Armee. Ab diesem Zeitpunkt standen Taucha bessere Tage bevor. So eröffnete 1823 das erste königliche Postamt im Gasthaus „Zum Goldenen Löwen“, der beliebte Tauchaer Herbst- und Pflaumenmarkt entwickelte sich zum gutbesuchten Volksfest und 1832 erhielt Taucha die Selbstständigkeit nach dem Erlass der „Allgemeinen Städteordnung“.

Im Jahr 1935 erfolgte der Bau der Mitteldeutschen Motorenwerke (MMW) durch die Auto-Union Zwickau. Zur Tarnung lag das Werk recht unscheinbar in einem größeren Waldstück, was es jedoch nicht vor den Bombenangriffen des Zweiten Weltkrieges schützte. Bis 1946 wurden die Reste des Werkes demontiert und gesprengt. Schon während des Krieges wurden Kriegsgefangene sowie Soldaten in der Stadt untergebracht. 1944 folgte dann die Einrichtung eines Außenlagers des KZ Buchenwald. Am 16. April 1945 wurden die verbleibenden Häftlinge abtransportiert und die amerikanische Armee besetzte das Tauchaer Rathaus.

Eine Stadt vereint historische Zeiten

Taucha blickt nicht nur auf eine bewegte Geschichte zurück, sondern hat zudem zahlreiche sehenswerte Zeitzeugen dieser vergangenen Jahre. So erinnert das Städtische Museum im ehemaligen Brauhaus an die Renaissancezeit. Das Heimatmuseum wurde 1933 im Rahmen des Heimatfestes der Öffentlichkeit übergeben. 1995 neu eröffnet, zeigt es seinen Besuchern nun Einblicke in die Stadt- und Heimatgeschichte sowie zahlreiche Kunstwerke und Fotografien.

Ein weiteres sehenswertes Museum ist das Rittergutmuseum im Ritterschloss Taucha. Im Neuen Herrenhaus des Rittergutschlosses können Besucher auf über 20 Schautafeln die 1000-jährige Geschichte der Stadt nachlesen. Das Rittergutschloss wurde einst durch den ehemaligen Stadtherrn Wilhelm von Haugwitz der Jüngere errichtet. Die verschiedenen Gebäude ergeben im Gesamtbild einen Rundling – eine typische Bauweise aus der Ritterzeit. Heutzutage setzt sich vor allem der Förderverein Schloss Taucha e.V. für den Erhalt und den Ausbau des Schlosses ein.

Auch die Stadtkirche St. Moritz zählt zu den Sehenswürdigkeiten Tauchas und wurde nach dem Magdeburger Schutzheiligen Mauritius benannt. Das evangelisch-lutherische Gotteshaus vereint Romantik und Gotik. Die originale Kirche wurde zwischen 1220 und 1250 erbaut. Da sie für die gesamte Gemeinde im Laufe der Jahre zu wenig Platz bot, wurde sie von 1600 bis 1603 erweitert. Beim Großen Stadtbrand 1769 wurde sie fast vollständig zerstört und 1772 neu errichtet. Bis heute zeichnet sich der Sakralbau als barocke Hallenkirche mit zweigeschossiger Empore und zwei Herrschaftsstuben aus.

Natur Pur

Wer lieber die Natur genießen will, ist im Stadtpark richtig. Einst bekannt unter dem Namen König-Albert-Park, wurde dieser 1898 eingeweiht. Heute befindet sich dort die höchste Erhebung der Stadt: Der Aussichtsturm mit einer Höhe von 22 Metern bietet einen Panoramablick über Taucha. Nach seiner winterlichen Schließung, wird der Turm jährlich traditionell am Osterwochenende eröffnet und ist bis Ende Oktober zugänglich. Auf einer Gesamtfläche von 10,5 Hektar lädt der Park zum Spazieren und Verweilen ein. Zudem befindet sich im Park eine Bastei aus speziellem Granit, eine Sängerterrasse, ein Rosengarten sowie das Bismarck- und Jahndenkmal.

Noch mehr Natur findet man im Parthebad Taucha. Mit einem 452 qm großen Schwimmbecken, einem Erlebnisbecken mit einer Größe von 456 qm sowie einer Insel mit Wasserattraktionen, Rutsche und einem Kinderbecken, können die Besucher im Sommer das kühle Nass genießen. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten wurde das Bad 2007 feierlich eröffnet. Heute gelten die Saisonpartys mit DJ als Höhepunkte des Jahres. Zudem werden Schwimmkurse sowie Aquafitness angeboten.

Alle Aktiven kommen außerdem auf dem Lutherweg Sachsen auf ihre Kosten. Ursprünglich war Taucha nicht Teil des Wanderweges. Doch Recherchen des Fördervereins fanden Verbindungen der Parthestadt zur Familie Luther, allen voran zu Katharina von Bora. So stammt Anna von Bora, die Mutter Katharinas, aus dem Hause Haugwitz.

Auch der Parthe-Mulde-Radweg bietet eine Möglichkeit zur aktiven Erkundung der Gegend. Auf 60 Kilometern Länge dient er als Bindeglied zwischen dem Elster-Radweg und dem Mulderadweg durch die Parthenaue.

Ein weiteres Naturhighlight ist die Tauchaer Endmoränenlandschaft. Als Heimat für seltene Tierarten wie dem Rebhuhn, Steinschmätzer oder der Wachtel, ist das Land Teil des Taucha-Eilenburger Endmoränengebietes. Die Ursprünge des Gebietes liegen bereits über 150.000 Jahre zurück, als sich ein Inlandgletscher von Skandinavien, über die Ostsee bis in das heutige Leipziger Tiefland erstreckte und Unmengen an Kies, Geröll und Moränenschutt hinterließ. Früher befanden sich auch auf diesem Gebiet Siedlungen – heute dient es wegen ungünstiger Bodenverhältnisse lediglich der Schafhütung und Waldnutzung. Mit 177 Metern Höhe bildet der Schwarze Berg die höchste Erhebung im Leipziger Tiefland. Quellen im gesamten Gebiet entwässern den sandigen Moränenkörper. Die wertvollste Quelle ist dabei die „Kleine Seich“ – das Flächennaturdenkmal bietet mit seiner Feuchtwiese Lebensräume für die letzten wilden Orchideenvorkommen in diesem Gebiet.

Da steppt der Bär

„Bieten, was Geist und Herz erfreut, Leib und Seele stärkt, den Haushaltungen ein feines Ansehen gibt und nützlich ist“ – unter diesem Grundsatz wurden regelmäßig die Tauchaer Jahrmärkte abgehalten. Der Tauchaer Herbstmarkt, auch bekannt als Zwiebel- oder Pflaumenmarkt, wird liebevoll „Tauchschen“ genannt. In vergangenen Zeiten nutzten zahlreiche Hausfrauen der Stadt diese Märkte, um sich für den Winter mit Pflaumen einzudecken. Die Verwertungen der Früchte wurden folglich ebenso zum Verkauf angeboten. Auch Zwiebeln aus der „Zwiebelborne“, Borna, fanden in Taucha guten Absatz. Früher herrschte während der Jahrmärkte immer sonntags wie montags ein reges Treiben in den Tanzsälen der Stadt, wovon Taucha insgesamt vier Stück zählte. Eine besondere Stellung hatte dabei das Schützenhaus. Mit der Stadtkapelle Renner war dies meist für die höhere Gesellschaft ausgelegt. Im Gegensatz dazu ging es im Deutschen Haus verhältnismäßig wild zu, auch wegen der Leipziger Studenten. Der frühere Kapellmeister Petzold sorgte stets für Spaß – er überraschte seine Gäste mit Schlagern, Einaktern und Tanzvorführungen. Auch heute tanzen die Tauchaer noch gerne. So wird jährlich der Herbstball für Bürger und Vereine ausgerichtet. Außerdem gibt es Herbst- und Weihnachtsmärkte. Traditionell werden ebenso zahlreiche Veranstaltungen ausgerichtet, u.a. das große Sängertreffen mit verschiedenen Chören oder das Turmblasen zum Jahreswechsel durch die Tauchaer Parforcehornbläser. Das Vereinsleben wird in der Kleinstadt großgeschrieben. Neben mehreren Sport- und Musikvereinen gibt es einen großen Schützenverein.

Bekannte Persönlichkeiten der Stadt

Zu den berühmtesten Personen der Stadt Taucha gehört Gregor Francke. Der Theologe wurde 1583 in Taucha geboren und nahm während seiner Reisen mit Markgraf Johann regen Anteil an der reformatorischen Bewegung. Er studierte erst an der Universität Leipzig und war später selbst als Dozent an der Universität Frankfurt/Oder tätig.

Auch Christian Schmidt zählt zu den bekannten Söhnen der Parthestadt. Geboren 1685 lernte er den Orgelbau bei seinem Vater. Zu seinen Werken zählen die Orgeln der Kirchen in Wahren, Röckitz, Taucha, Grimma, Klinga und Sausewitz.

Nicht zu vergessen ist Jürgen Krätzer. Der 1959 geborene Germanist und Universitätsdozent war Herausgeber der Literaturzeitschrift „Die Horen“.

Wichtiges auf einen Blick

Neben der guten Verkehrsanbindung dank der Autobahn, befindet sich die Parthestadt nur unweit von Leipzig sowie dem Flughafen Leipzig-Halle entfernt. Egal, ob Kultur- oder Geschichtsinteressierte: Hier kommen alle auf ihre Kosten. Vom historischen Rittergutschloss bis hin zum Stadtpark und einer weitreichenden Endmoränenlandschaft zeigt sich Taucha in jeder Hinsicht als Stadt der Vielfalt. Zudem pflegt die Stadt eine rege Partnerschaft mit den französischen Städten Chadrac und Espaly-Saint-Marcel, die zum kulturellen, kommunalen und wirtschaftlichen Erfahrungsaustausch beitragen. Insgesamt sind neben zwei Großunternehmen rund 869 Einzelunternehmen und 246 Kapitalgesellschaften in Taucha ansässig.