Der jüngste Naturpark Deutschlands
Der Naturpark Dübener Heide wurde in seiner heute bekannten Form im Jahre 1992 gegründet. Doch das Gebiet hat eine viel weitreichendere Historie: Es entstand vor etwa 250.000 Jahren in der Saale-Eiszeit und wurde von den Hermunduren besiedelt - einem germanischen Volksstamm der Elbgermanen. Ab dem 7. Jahrhundert besiedelten Slawen die Region. Im Mittelalter ging die Dübener Heide in den Besitz von Kursachsen über. Ursprünglich bestand die Vegetation aus Traubeneichen, Hainbuchen, Birken und Kiefern, die jedoch im Laufe der Jahre einem reinen Kiefernbestand weichen mussten.
Die Dübener Heide zählt mit seinen Misch- und Kieferwäldern zu den größten zusammenhängenden Waldgebieten im mitteldeutschen Tiefland. Noch bis 1950 wurde auf dem Gebiet Torf gestochen. Der westliche Teil des Gebietes rund um Gräfenhainichen und Bitterfeld wurde bis Ende der 1980er Jahre zum Abbau von Braunkohle genutzt, sodass ein Großteil der Waldlandschaft dem Tagebau zum Leid fiel. Im Laufe der Jahre wurden mehrere ehemalige Tagebau-Gebiete geflutet und in Seen verwandelt: So entstand beispielsweise auf der Halbinsel eines gefluteten Tagebaus nahe Gräfenhainichen „Ferropolis“. In dem Technikmuseum werden heute Großgeräte und Schienenfahrzeuge gezeigt, die im Tagebau eingesetzt wurden.
Bock auf Bad Düben
Der Namensgeber des Naturschutzgebietes ist die Kurstadt Bad Düben, die erstmals im Jahre 981 urkundlich als „Dibni“ erwähnt wurde. Mittelpunkt der historischen Altstadt ist das charmante Rathaus mit seinen zwei Ziegenböcken, die jeweils zur vollen Stunde aus dem Turm heraus mit ihren Hörnern aneinanderstoßen. Besonders sehenswert ist die Burg Düben oder der Kurbereich. Bereits namhafte Persönlichkeiten wie Napoleon, Hans Kohlhase oder Heinrich von Kleist wandelten auf dem geschichtsträchtigen Boden von Bad Düben. Geschichtsinteressierte kommen daher auf zahlreichen thematischen Stadtführungen auf ihre Kosten.
Die Kurstadt sowie die Dübener Heide müssen allerdings nicht an einem Tag erkundet werden: Bad Düben zählt zahlreiche Unterkünfte, Hotels und Pensionen, die zum Verweilen einladen: so unter anderem das Hotel „National“, das Hotel „Schützenhaus“ oder die Burgschänke und Herberge „Goldener Löwe“. Wer sich richtig verwöhnen lassen möchte, ist im HEIDE SPA Hotel & Resort an der richtigen Adresse. Naturliebhaber können zudem auf den Naturcampingplätzen übernachten.
Gäste, die sich lediglich nach einer anstrengenden Wanderung stärken möchten, finden ebenso zahlreiche Möglichkeiten zur Einkehr. So können sich Besucher beispielsweise im Restaurant LebensArt & Mühlenstube, im COUNTRY & WESTERNlokal Goldgräber oder in Mary’s Eisparadies auf Köstlichkeiten freuen.
Vielseitige Flora und Fauna
Die hügelige Kulturlandschaft der Dübener Heide zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Flora und Fauna aus. In den weitreichenden Mooren und Feuchtgebieten können Interessierte seltene Vogelarten wie Kraniche, Fischadler oder Störche beobachten. Zudem trifft man mit etwas Glück auf den Eichelbiber, der an zahlreichen Stellen im Gehölz seine Spuren hinterlässt. Er ist nicht nur eine seltene Tierart, sondern ziert gleichzeitig das Wappen der Region. Zudem ist das Gebiet Heimat von Rotwild, Wildschweinen, Fischottern, Raufußkäuzen, Dachsen und Fledermäusen.
Das Landschaftsbild der Dübener Heide ist geprägt durch Seen und Teiche sowie ruhige Heidedörfer und Windmühlen, umgeben von weißen Birkenwäldern. Weiterhin findet man entlang der Pfade durch die Heidelandschaft seltene Pflanzen wie Arnika, Lungenenzian, Salbei-Gamander, Fieberklee oder die Gemeine Moosbeere.
Im Bad Dübener Ortsteil Alaunwerk findet sich zudem das Rote Ufer. Der Name ist dort Programm: Das bis zu 15 Meter hohe Steilufer wurde nach den Aufschüttungen aus gelaugter Alaunerde benannt, die vom 16. bis 19. Jahrhundert dort abgebaut wurde. Direkt an der Mulde gelegen, ist das Ufer ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer aus der Region, da es einen besonderen Ausblick auf die Muldenaue bietet.
Ein ebenso beliebtes Ausflugsziel ist der Gesundbrunnen, welcher sich mitten im Hochwald befindet. Einer Sage zufolge wird der Quelle eine heilende Wirkung nachgesagt.
Das Presseler Heidewald- und Moorgebiet, im Süden der Dübener Heide, zählt zu den schönsten Landschaften überhaupt. Wie der Name bereits verrät, besticht das Gebiet durch seine zahlreichen Moore, Heideflächen und Wiesen, die sanft von Bächen durchzogen werden. Besucher erleben dort ein regelrechtes Kontrastprogramm zum nahegelegenen Tagebaugebiet und den Bergbaufolgelandschaften. Der Zadlitzbruch, mit einer Gesamtfläche von 100 Hektar, sowie der 200 Hektar messende Wildenhainer Bruch bilden das Zentrum des Gebietes. Auch hier finden sich einzigartige Pflanzen, wie der Rundblättrige Sonnentau oder das Schmalblättrige Wollgras. Das Naturschutzgebiet beherbergt zudem 350 Großschmetterlingsarten und liegt fernab von lauten Straßen und der Zivilisation, sodass Wanderer vollkommen in die Oase der Natur eintauchen können.
Die Moore können aber nicht nur auf Wanderungen betrachtet, sondern auch mit allen Sinnen erlebt werden. Auf dem Moorerlebnispfad erfahren die Besucher auf einem Rundweg Wissenswertes über die Entstehung, den Abbau und die Aufbereitung von Mooren. In einem Moortretbecken können Interessierte die wohltuende Wirkung des Moores selbst erleben.
Auf Entdeckerreise im Naturpark
Seit 2012 befindet sich in Bad Düben das NaturparkHaus der Dübener Heide. Neben der Funktion als Gäste- und Besucherzentrum, dient es zudem als Kommunikations- und Informationszentrum über den Naturpark. Bei einer interaktiven Dauerausstellung können die Besucher in die Landschaft samt ihren tierischen Bewohnern eintauchen und interessante Aspekte über das Heideland lernen. Zudem werden regelmäßig Workshops, Vorträge und Diskussionsforen organisiert.
Durch das gesamte Gebiet der Dübener Heide ziehen sich mehrere Naturlehrpfade. Einer davon ist der „Billi-Bockert-Erlebnispfad“. Auf einer Strecke von 13 Kilometern können sich vor allem Kinder und Jugendliche vom NaturparkHaus auf eine Erlebnisreise durch die Welt der Biber begeben. Zahlreiche Schautafeln informieren auf spielerische Art und Weise über die Natur der Region. Der „Billi-Bockert-Erlebnispfad“ ist Teil des bundesweiten Qualitätswanderwegs „Heide-Biber-Tour“, welcher von Bad Düben nach Bad Schmiedeberg führt. Auf diesem wechseln sich idyllische Heidelandschaften mit tiefen Wäldern ab. Auf einer Gesamtstrecke von 30 Kilometern kann man mit etwas Glück auch die Biber in Aktion sehen.
Ebenso spielerisch lässt sich das Naturschutzgebiet auf einer digitalen Schnitzeljagd rund um das NaturparkHaus erkunden. Die "HeideWächterTour“ lädt vor allem junge Entdecker ein, die kniffligen Aufgaben zu knacken und die Schatzkiste zu öffnen.
Ein weiterer Wanderweg im Naturpark Dübener Heide ist der sogenannte Försterweg. Die 56 Kilometer lange Wegstrecke führt von Doberschütz bis nach Bergwitz in Sachsen-Anhalt. Seinen Namen verdankt der Weg der Forstwirtschaft, welche in langer Tradition die Landschaft rund um den Wanderweg nachhaltig prägte.
An Bad Düben führt auch der Lutherweg Sachsen vorbei. Wanderer können sich auf der Etappe zwischen Löbnitz und Bad Düben auf die historischen Spuren Martin Luthers und der Reformation begeben. Da die Heidestadt ebenso an der Mulde liegt, verläuft auch der beliebte Muldental-Wanderweg durch Bad Düben. Dabei können romantische Landschaften neben der einzigartigen Flora und Fauna der Heidelandschaft entdeckt werden.
Namhafte Persönlichkeiten
Die Dübener Heide ist die Heimat zahlreicher bekannter Persönlichkeiten. So zählt Christoph Hein, geboren 1944, zu den Ehrenbürgern der Kurstadt. Als Schriftsteller, Übersetzer und Essayist wurde er durch seine 1982 in der DDR veröffentlichte Novelle „Der fremde Freund“ bekannt.
Auch die 1981 geborene Henriette Lippold wuchs in Bad Düben auf. Bekannt wurde sie als Produzentin der Fernsehserien „SOKO Leipzig“ und „SOKO München“. Ebenso erhielt sie einen Emmy für „München 83“.
Zudem ist die Eiskletterweltmeisterin Ines Papert Botschafterin des Naturparks Dübener Heide. In dieser Landschaft entdeckte die 1974 geborene Sportlerin ihre Leidenschaft.
Heidezeit am Wochenende
Unter dem Motto „Runter vom Sofa, rein in die Dübener Heide“ lädt der Naturpark jeden ersten Sonntag von April bis Oktober zu den „Heidesonntagen“ ein. Alle Naturfreunde dürfen sich dabei auf zahlreiche Angebote in Form von Wildtierwanderungen, Kräuterseminaren oder weiteren spannenden Aktivitäten freuen. Die Touren werden von zertifizierten Gästeführern geleitet.
Auch eine Vielzahl von Veranstaltungen wird in der Dübener Heide geboten. Geschichtsinteressierte kommen unter anderem bei dem Mittelalterspektakel an der Burg Düben auf ihre Kosten. Die alljährlichen Frühlings- und Osterfeuer sind genauso ein Publikumsmagnet wie das Naturparkfest im Mai. Am letzten Wochenende im Juli gastieren zahlreiche Künstler beim Holzskulpturenwettbewerb und locken tausende Besucher in die Dübener Heide.
Wer sich einen Teil der Dübener Heide mit nach Hause nehmen möchte, kann dies mit der Eigenmarke des Vereins Dübener Heide e.V. tun. „Bestes aus der Dübener Heide“ fördert regionale Erzeuger und Händler aus den Landkreisen Nordsachsen, Wittenberg und Anhalt-Bitterfeld. Zu den Produkten zählen neben landwirtschaftlichen Erzeugnissen, wie Gemüse, Käse, Fleisch und Honig, auch hochwertige Weine, Spirituosen, Gewürze, Öle und Kräuter. Erwerben kann man die Produkte in lokalen Geschäften in und um die Dübener Heide sowie bei Festen in der Region.
Wichtiges auf einen Blick
Der Naturpark Dübener Heide ist einer von insgesamt 104 Naturparks in Deutschland und erstreckt sich über eine Fläche von 77.000 Hektar über den Nordwesten Sachsens und den Südosten Sachsen-Anhalts. Nur unweit der Städte Leipzig, Halle, Torgau, Wittenberg und Dessau gelegen, bietet das Gebiet zahlreiche Möglichkeiten zu Ausflügen in der Natur.
Die Dübener Heide ist über die Bahnstrecken Halle-Cottbus, Halle-Berlin, Eilenburg-Pretzsch und Torgau-Pretzsch-Wittenberg-Pratau zu erreichen. Wer mit dem Auto anreist, kommt über die Bundesstraßen 2, 107 und 183 ans Ziel.