Ein Ausflug in die Geschichte
Der Ort Markranstädt wurde 1232 erstmals urkundlich genannt. Wahrscheinlich als eine Tochtergründung des benachbarten Klostergutes Altranstädt entstanden, wird er 1287 als Marktort und 1354 als Städtchen erwähnt. Markgraf Friedrich von Landsberg verkaufte den Gerichtsstuhl „Ranstete“ im Jahr 1285 mit 29 Dörfern an den Bischof Heinrich von Merseburg. Ranstädt bekam im Folgenden das Marktrecht, woraus sich der Name Markranstädt ableitet.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde die bis heute bestehende St. Laurentius Kirche erbaut. Während des Dreißigjährigen Krieges brannten kaiserliche Truppen die Stadt samt Rathaus und Stadtarchiv nieder. In den darauffolgenden Jahren wurde Markranstädt wieder aufgebaut. Von großer historischer Bedeutung war zwischen 1706 und 1707 das Schloss Altranstädt, das neben dem politischen Zentrum Nordeuropas auch Ort des Altranstädter Friedens war. Im Verlauf der Völkerschlacht bei Leipzig wurde die Stadt 1813 erneut stark in Mitleidenschaft gezogen. Bis 1815 gehörte Markranstädt zum hochstift-merseburgischen Amt Lützen. Einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte die Stadt gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Bau der ersten Rauchwarenzurichtereien. Hinzu kam die stadteigene Brauerei. Sie war bis zum Zweiten Weltkrieg weithin bekannt für ihr „Markranstädter Pilsener“. Vor rund 100 Jahren wurde in Markranstädt Automobilgeschichte geschrieben. Die Markranstädter Automobilfabrik (MAF), baute von 1908 bis 1925 Automobile in den noch heute erhaltenen Werkhallen auf dem Grundstück der Ziegelstraße. Hugo Ruppe (1879-1949) gründete damals das Unternehmen. Es entstanden damals die sehr leistungsfähigen MAF-Kleinwagen mit einem luftgekühlten Vierkantmotor. Zu Spitzenzeiten wurden in Markranstädt bis zu 500 Fahrzeuge pro Jahr produziert. Hugo Ruppe erwies sich als glückloser Geschäftsmann. Deshalb wurde 1925 das letzte Auto gefertigt und die Produktion eingestellt.
Im Jahr 2009 wurde der Verein RasenBallsport Leipzig (RBL) gegründet und übernahm die Startrechte der 1. Herrenmannschaft des SSV Markranstädt für die fünftklassige Oberliga Nordost in der Saison 2009/2010. Seit 2016 spielt RBL in der Bundesliga und auf internationaler Bühne.
Auf den Spuren europäischer Geschichte
Auf dem Markranstädter Markplatz steht die prächtige Sankt Laurentius Kirche. Die spätgotische, einschiffige Hallenkirche wurde von 1518 bis 1528 auf den Mauern eines älteren Baus errichtet und von Hugo Altendorff im Jahr 1871 einer neugotischen Restaurierung unterzogen. Die 1886 eingebaute Orgel stammt aus der Werkstatt des Orgelbaumeisters Urban Kreutzbach. Weiterhin befindet sich im Inneren ein Altartisch aus Weißenfelser Sandstein, der 1568 mit einem Gemäldetriptichon versehen wurde. Bemerkenswert ist das barocke Lesepult mit Taufbecken aus der Werkstatt des Bildhauers Caspar Friedrich Löbelt. Neben Gottesdiensten lädt die Kirche zum Kunstgenuss ein, beispielsweise dem Markranstädter Musiksommer und Ausstellungen.
Von großer historischer Bedeutung ist das im Ortsteil Altranstädt gelegene Schloss. In dessen Räumen wurde einst europäische Geschichte geschrieben und der sogenannte „Altranstädter Frieden“ verhandelt. Wie kam es dazu? In Folge der Hegemoniebestrebungen Schwedens im Ostseeraum, gegen die sich Dänemark, Sachsen-Polen und Russland 1697 verbündeten, ereignete sich von 1700 bis 1721 der Nordische Krieg. Während dieser Zeit gelangte das Schloss in schwedische Besatzung und war Hauptquartier und Regierungssitz des schwedischen Königs Karl XII. Am 24. September 1706 schloss der damals siegreiche Schwedenkönig mit Friedrich August I, genannt August der Starke, den „Altranstädter Frieden“ im Altranstädter Schloss. Als Konsequenz gab August der Starke die polnische Krone ab. Im darauffolgenden Jahr besiegelten Karl XII. und der kaiserlich-österreichische Sondergesandte Graf Wratislaw von Mitrowitz am 22. August die „Altranstädter Konvention“. Diese sicherte den schlesischen Protestanten Glaubensfreiheit zu. Das sogenannte „Friedenszimmer“, in dem der Vertrag verhandelt und unterzeichnet wurde, kann noch heute im Altranstädter Schloss besichtigt werden. Dieses hat von Mai bis Oktober an den Wochenenden von 14 bis 17 Uhr geöffnet.
Im Zentrum der Stadt befindet sich eine weitere Attraktion: das Heimatmuseum mit dokumentierten Schriften, Gegenständen des alten Handwerks und des Alltags. Diese zeigen anschaulich die Geschichte der Stadt und das damalige Leben.
Badespaß und Kulinarik
Der benachbarte Kulkwitzer See, der Ende der 1960er Jahre aus zwei Braunkohlegruben geflutet wurde, gehört zu den ersten Tagebauseen des Leipziger Neuseenlandes. Neben attraktiven Stränden und einem Strandbad bietet er vielfältige Wassersportangebote. Direkt am Ufer des Sees befindet sich die Meri Sauna, die ihre Gäste in einem einzigartig gestalteten Naturgartensystem mit eigenem Schwimmteich zum Saunieren und Entspannen einlädt. Im hauseigenen Restaurant kann man sich nach einem Saunagang stärken. Viele weitere kulinarische Angebote sind rund um den Kulkwitzer See - von Leipzigern auch „Kulki“ genannt - zu finden. Verköstigen kann man sich im angenehmen Ambiente auch im Gasthof Rosenkranz. Hier hatte Markranstädt seinen zweiten Berührungspunkt mit der Weltgeschichte, denn am 23. Juli 1807 übernachtete hier einst Napoleon mit seinem Gefolge. Ein zweites Mal besuchte er den Gasthof am 19. Oktober 1813, als er auf seinem Rückzug nach der Völkerschlacht bei Leipzig auf dem Weg von Lindenau nach Lützen gastierte.
Der Vater von Fix und Foxi – ein Sohn Markranstädts
Rolf Kauka, der Comicproduzent und -verleger, wurde 1917 in Markranstädt geboren und verbrachte hier seine Schul- und Jugendzeit. Sein Elternhaus befand sich in der Albertstraße 40. 1947 erschien seine erste Publikation mit dem Vermerk Kauka-Verlag. Anfang der 1950er Jahre begann Kauka eigene Comicfiguren zu entwickeln. Im Mai 1953 erschien sein erstes Comicheft „Till Eulenspiegel“. In Heft 6 tauchten zum ersten Mal die Fuchszwillinge „Fix und Foxi“ auf, die bald zu Publikumslieblingen wurden. Das Heft entwickelte sich zum größten Comic-Erfolg Deutschlands.
Traditionsreiche Veranstaltungen in jedem Jahr
Markranstädt bietet seinen Gästen zahlreiche kulturelle und traditionsreiche Veranstaltungen. Das Markranstädter Kinderfest ist das älteste Fest der Stadt. Es findet jedes Jahr eine Woche vor den sächsischen Sommerferien statt und wird vom Markranstädter Kinderfestverein organisiert. Das erste Kinderfest wurde 1846 gefeiert und im Jahr 1992 von engagierten Bürgern wiederbelebt. Gefeiert wird es mit einem fröhlichen Kinderfestumzug, bunt geschmückten Festwägen, sportlichen Wettstreits und vielen kulturellen Veranstaltungen.
Seit 2001 findet in der Sankt Laurentiuskirche die regional bekannte Konzertreihe „Markranstädter Musiksommer“ mit klassischer Musik statt. Ein bedeutendes musikalisches Erlebnis der jährlichen Konzertreihe sind Stücke auf der Richard-Kreutzbach-Orgel, die aus dem Jahr 1886 stammt. Zum abwechslungsreichen Repertoire des Musiksommers zählen Kammermusik, Orchester- und Orgelkonzerte.
Ebenso findet jährlich im Mai die Markranstädter Oldtimerrallye „Via Regia Classics“ statt, welche durch den Markranstädter Oldtimerverein organisiert wird. Dort werden auch die „MAFs“ präsentiert, eine Automobilmarke, welche von 1908 bis 1925 in der noch heute erhaltenen Werkstatt in Markranstädt hergestellt wurden. Während der Weihnachtszeit können Gäste den Markranstädter Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz besuchen.
Markranstädts grüne Lunge „erfahren“ und Geschichte entdecken
Direkt am Elster-Saale-Radwanderweg befindet sich das 400.000 Quadratmeter große Naturschutzgebiet „Kulkwitzer Lachen“, das zur Hälfte aus Wasserfläche besteht. Die verschiedenen Vogelarten können gut vom Radweg aus beobachtet werden. Hier gewinnt man nicht nur eine Sicht auf Brutvögel, sondern ebenso auf das Leben schottischer Hochlandrinder, die durch das Weiden bei der Pflege der Wiesen helfen. Die fortschreitende Entwicklung des Radwegnetzes und des Rundweges "Markranstädter Energiekreisel" laden ein, Land und Leute der Kernstadt und der 17 Ortsteileauf vielfältige Weise per Rad zu entdecken. Der Energiekreisel ist ein Netz aus verschiedenen Wirtschafts-, Wald- und Wanderwegen, die die einzelnen Dörfer der Stadt Markranstädt miteinander verbinden.
Im Ortsteil Lindennaundorf nördlich von Markranstädt steht eine Bockwindmühle, die das Handwerk aus vergangen Zeiten veranschaulicht. Die ursprüngliche Mühle wurde 1848 erbaut. Die Reste der historischen Mühle wurden von engagierten Bürgern 2009 demontiert und anschließend auf der heutigen Festwiese Frankenheim-Lindennaundorf wiederaufgebaut. Im historischen Ortsteil Kulkwitz befindet sich eine der ältesten Kirchen in Sachsen, deren Erscheinung einer Wehrkirche ähnelt. Sie wurde um 1200 im romanischen Stil erbaut. Bei Restaurierungsarbeiten im Jahr 2015 wurde in der Apsis eine Malerei freigelegt, die ihren Ursprung vermutlich im 13. Jahrhundert hat. Die sehr qualitätsvolle und gut erhaltene Wandmalerei zeigt eine Darstellung der „Majestas Domini“. Üblicherweise werden derartige byzantinische Bildnisse vorwiegend im süddeutschen Raum angefunden. Im hier slawisch geprägten Raum sind sie sehr selten. In den Ortsteilen Schkeitbar und Quesitz sind sehenswerte barocke Kirchen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts zu finden.
Wichtige Fakten auf einen Blick
Markranstädt liegt mit seinen rund 16.000 Einwohnern und 17 Ortsteilen im Landkreis Leipzig etwa zehn Kilometer vom Stadtzentrum Leipzigs entfernt. Die Lage im Grünen sowie die unmittelbare Nähe zum Kulkwitzer See sprechen für die Attraktivität der Stadt. Sie ist gut an das Nahverkehrsnetz, den Flughafen Leipzig-Halle, die Autobahnen A 9 und A 38 und zahlreiche Radwanderwege angebunden.