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Belgershain – Kleine, aber feine Gemeinde im Leipziger Neuseenland

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Inmitten des Leipziger Neuseenlandes liegt die Gemeinde Belgershain, südöstlich von Leipzig. Mit ihren rund 3.300 Einwohnern und vier Ortschaften begeistert die Gemeinde mit ländlicher Idylle in Verbindung mit einer ritterlichen Vergangenheit.

Auf den Spuren der Ritter

Belgershain kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Erstmals erwähnt wurde die Ortschaft im Jahre 1296 – zur Blütezeit des Rittertums. Der Ortsteil Threna ist sogar noch älter und wurde als Sitz des Wulferus von Trenowe bereits im Jahr 1205 belegt. Er ist auch Namensgeber des Ortsteils. 1335 folgte die urkundliche Ersterwähnung von Köhra als „Corun“. Bis 1681 war das Dorf zweigeteilt: ein Teil gehörte bereits zu Belgershain, der andere zur Gutsherrschaft Pomßen. Über die Jahre wechselten ständig die Besitzer, bis Köhra 1556 schließlich komplett zu Belgershain gehörte. Die meisten Einwohner der Orte waren selbstständig und im Handwerk tätig: Entweder in der Landwirtschaft, als Müller oder als Tagelöhner.

Der jüngste Ortsteil ist Rohrbach: Die erste Erwähnung wird auf 1349/1350 datiert. Die Ortschaft war vor allem durch seine Mühle bekannt. Alle vier Orte entstanden im Zuge der Entwicklung des Verkehrsnetzes zwischen Leipzig und Colditz sowie Leipzig und Rochlitz. Mit der Entwicklung der Eisenbahn und dem darauffolgenden Bau der Eisenbahnstrecke Leipzig - Bad Lausick - Geithain im Jahre 1887 wurde Belgershain an das landesweite Verkehrsnetz angebunden. Dementsprechend wurden die Einheimischen mobiler und fanden vermehrt Arbeit in der Industrie des Leipziger Umlandes. Nach dem Zweiten Weltkrieg fand eine weitreichende Enteignung der Bauern in und um Belgershain statt. Trotz der langen Geschichte des Ortes ist Belgershain weitestgehend von geschichtlichen Großereignissen verschont geblieben. Dadurch sind bis heute noch zahlreiche Gebäude im Original-Zustand erhalten.

Sehenswertes in der Stadt

Seit Jahrhunderten bestimmen die Kirchen das Bild der Ortschaft Belgershain und damit auch das Leben der Gemeinde. Die ältesten Kirchen befinden sich in Köhra und Threna, mit Ursprüngen im 13. Jahrhundert. Die Dorfkirche St. Martin zu Threna fiel einigen Unwettern zum Opfer, so dass der Turm sowie die Orgel 1911 beschädigt bzw. zerstört wurden. Heute lockt eine Orgel der Firma Schmeisser aus Rochlitz mit ihren Klängen in das Gotteshaus. Der Ortsteil Rohrbach hingegen hat eine der jüngsten Dorfkirchen im ganzen Muldental. Sie ist in Fachwerkbauweise erbaut und überzeugt vor allem durch ihren einfachen Stil.

In Belgershain selbst bildet die barocke Johanneskirche das Ortszentrum – eine der schönsten barocken Dorfkirchen im gesamten Freistaat. Erbaut wurde sie im Jahre 1681. Auf dem Grund der Vorgängerkirche befand sich ursprünglich eine Donat-Orgel im Inneren des Sakralbaus. Über den ersten Sakralbau an dieser Stelle gibt es keine Überlieferungen – lediglich der historische Taufstein erinnert an die vergangenen Zeiten. Von der Entstehung der jetzigen Kirche ist ebenfalls nur sehr wenig überliefert. Beim Innenausbau wird jedoch vermutet, dass Johann Caspar Stadtmann, der Schöpfer der Figuren an der Alten Börse in Leipzig, involviert war. Seit 1905 erfreut eine neuere Orgel, ebenfalls von der Rochlitzer Firma Schmeisser, ihre Zuhörer während Gottesdiensten und Konzerten.

Ebenfalls sehenswert ist das neogotische Schloss Belgershain. Das aus einer mittelalterlichen Burg hervorgegangene Schloss befindet sich inmitten des Ortskerns. Bis 1945 war es im Besitz verschiedenster Adelsfamilien - heute hingegen dient es als Kulturzentrum des Ortes. Die Geschichte des Schlosses reicht zurück bis in das 11./12. Jahrhundert, als sich auf dem Grund eine Sumpfburg mit einem Wassergraben befand. Dies diente vor allem dem Schutz vor der Via Regia, die sich nur unweit der Ortschaft befand. Den Auftrag zum Bau des Schlosses im Jahre 1104 gab Markgraf Wiprecht von Groitzsch. Weitere Besitzer der Burg waren u.a. Heinrich von Trebsen, der Burggraf von Leisnig sowie die Familie von Pflugk. Ab 1551 wurde die Burg zum Sitz eines Ritterguts, bis schließlich 1600 der Umbau von einer Burganlage hin zum Wohnschloss abgeschlossen war. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Schloss im neogotischen Stil umgebaut durch die Familie von Uechteritz - ein Meißner Uradelsgeschlecht. Im neuen Jahrtausend wurden ab 2002 umfangreiche Renovierungsarbeiten vollzogen, sodass das Schloss heute vorwiegend als Standesamt, Jugendklub, Schulhort sowie von verschiedenen Vereinen genutzt wird. Das alte Kavaliershaus der Schlossanlage dient heute als Rathaus. Umgeben wird das Schloss von einem Schlosspark, der bei schönem Wetter zu Spaziergängen einlädt. Das gesamte Stadtbild von Belgershain ist geprägt durch eine Vielzahl von Fachwerkhäusern. Eines der ältesten und weitgehend am authentischsten erhaltene Fachwerkhaus ist das Mahlerhaus. Die anderen Ortsteile sind überwiegend durch alte Bauernhöfe und Bauernhäuser geprägt.

Dörfliche Idylle

Wer nach Belgershain kommt, wird von ländlicher Idylle und Ruhe willkommen geheißen. Gemeinschaft wird hier großgeschrieben: Der örtliche Heimatverein lädt regelmäßig zu Dorf- und Vereinsfesten ein, die auf dem Gelände des Schloss Belgershain stattfinden. Zudem lässt die Heimatstube des Vereins Blicke in vergangene Zeiten mit historischen Einrichtungsgegenständen, Fundstücken oder Werkzeugen zu.

Ein weiterer Fokus, den Belgershain setzt, ist Regionalität: Bei der Köhra-Frische GmbH ist der Name Programm. Mit einem vielfältigen Angebot von saisonalem Obst und Gemüse werden vor allem Anbieter der Region unterstützt. Seit 2005 ist das Unternehmen Bio-zertifiziert. Wer sich die Frische nach Hause holen möchte, kann sich die „Köhra-Frische-Box“ bestellen und liefern lassen oder selbst vor Ort abholen.

Eine besondere Vielfalt an Gewürzen, bietet zudem die „Würzdiele“ in Belgershain. Mit Erfahrung in der Anwendung der Ayurvedischen Lehre, einer indischen Heilkunst, bietet das Geschäft Gewürze und Öle der besonderen Art seit über 30 Jahren an.

Alle, die auf der Suche nach einer gemütlichen Einkehr sind, sind im Landhotel „Goldene Krone“ in Köhra richtig. In erholsamer und familiärer Atmosphäre können Gäste dort eine Auszeit genießen. Gemütliche Zimmer mit Naturholzmöbeln sowie ein ausgewogenes Frühstück mit regionalen Spezialitäten und hausgemachten Marmeladen laden zum Verweilen ein. Wer nur eine Stärkung benötigt, kommt im dazugehörigen Restaurant mit Biergarten auf seine Kosten. Auch hier wird den Gästen gutbürgerliche sächsische Küche mit wechselnden saisonalen Highlights geboten.

Berühmte Söhne der Stadt

Zu den bekanntesten Söhnen der Stadt zählt u.a. Alfred von Bake. 1854 in Belgershain geboren, wurde er später an der Thomasschule in Leipzig unterrichtet. Er studierte Jura in Leipzig, Straßburg und Heidelberg sowie an der Universität Halle-Wittenberg. Neben seiner Tätigkeit als Reserveoffizier, war er ebenfalls als Regierungspräsident in Trier tätig. 1907 wurde er in den preußischen Adelsstand gehoben.

Auch Heinz Angermeyer ist gebürtiger Belgershainer. 1909 erblickte er das Licht der Welt als Sohn eines Kantors. Nach seiner Tätigkeit als Kälte- und Wärmetechniker stieg er in die Filmindustrie ein. Mit seiner eigenen „Independent Film GmbH“ produzierte er u.a. die Komödien von Kurt Hoffmann. Er legte besonderen Wert auf die Förderung von Nachwuchstalenten und erhielt zudem 1980 das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. Zu seinen Werken zählen z.B. „Lampenfieber“ (1960), „Der Mädchenkrieg“ (1977) oder „Engel aus Eisen“ (1981).

Aktiv durch die Natur

In Belgershain und seinen Ortschaften kann man die Natur in vollen Zügen genießen. Das Gebiet um die Rohrbacher Teiche umfasst eine Fläche von rund 78 Hektar und steht seit 1990 unter Naturschutz. Auf Exkursionen oder eigenständigen Spaziergängen kann man das Gebiet entdecken.

Außerdem ist Belgershain Teil des Grünen Rings. Das Leipziger Neuseenland bietet attraktive Wander- und Radrouten. Auch der Parthe-Mulde-Radweg verläuft nur unweit von Belgershain durch Naundorf. Ebenso kann man sich per Fahrrad auf eine Tour von Leipzig bis zur Schiffsmühle nach Grimma begeben. An der Wegstrecke von ca. 70 Kilometern kommt man, auch an Belgershain und dem Kloster Nimbschen vorbei. Der Störmthaler See liegt nur wenige Kilometer von Belgershain entfernt und lädt im Sommer zu einer Erfrischung ein. Dieser See ist unter anderem auch vom Stadthafen Leipzig aus über eine Wasserwanderung entlang des Markkleeberger Sees zu erreichen.

Wissenswertes auf einen Blick

Die Gemeinde Belgershain samt ihrer Ortsteile Köhra, Trehna und Rohrbach zählt rund 3.300 Einwohner. Bekannt vor allem für seine dörfliche Idylle und die Nähe zur Natur, ist Belgershain dennoch gut an das Verkehrsnetz angebunden. Direkt an der Staatsstraße 38 (Leipzig-Grimma) gelegen, hat die Ortschaft außerdem einen Anschluss an die Bahnstrecke Leipzig-Geithain, die von der DB Regio Südost sowie vom Regionalexpress RE6 angefahren wird. Belgershain kann in Verbindung mit einem Ausflug per Rad oder zu Fuß durch das Leipziger Neuseenland erkundet werden.